Havila Reisebericht 2021 Jungfernfahrt

11.12.2021 - MS Havila Capella - unerwartete Jungfernreise vom 11.12. bis 18.12.

Schon längst sollten die ersten Schiffe der Havila Reederei die Route entlang der Küste Norwegens befahren. Schwierigkeiten in Bezug auf die noch recht junge Bauart (Hybrid mit LNG & Strom), eine schlampige spanische Werft, der "evergreen" Corona und dann die aktuelle Teile-Kriese, zogen die Fertigstellung weit nach hinten hinaus. Für mich ein wichtiger Grund ausgerechnet in der dunkelsten Jahreszeit eine Reise zu unternehmen, waren die Unklarheiten in Bezug auf die Ausstattung des Schiffes und der Kabinen.

Ich wollte mir selbst Klarheit verschaffen und gleichzeitig freu(t)e ich mich darauf, zusammen mit meiner Herzdame Heike wieder nach Norwegen zu reisen. Wenn das man nicht gute Gründe sind!

Kurz vor Abreise dann schon wieder das erste "Zittern". Lassen uns die Norweger (noch) rein, wenn ja zu welchen Bedingungen? Somit galt unser Hauptaugenmerk der Seite des Auswärtigen Amtes und das aufmerksame Stöbern in Foren und "Dr." Google. Soweit aber alles gut, wir konnten starten.

Bereits am Vortag haben wir unsere Hundedame Basil bei Ihrer Betreuerin abgeliefert. Also: anstelle die 150 km von Bonn nach Frankfurt zu fahren, machten wir einen „kleinen Umweg“ von insgesamt 600 km über Hannover. Dann aber die Nacht vor Abflug entspannt in einem Airport Hotel verbracht.

11.12.2021 Traumhaft entspannte Anreise und sogleich hoch hinauf.

Es ist das erste Mal, dass ich ein Business-Ticket gebucht habe. Der Aufpreis betrug lediglich 110 € und wir bekommen dafür a) viel Platz, b) ein Frühstück in der Business-Lounge im Airport und c) unbewusst einen unschlagbaren Vorteil in Bergen. Um 09.55 Uhr startet der kleine Flieger, ist auch nur zur Hälfte besetzt. Kaiserwetter dürfte man das nennen, was uns bei Ankunft auf Bergen-Flesland erwartet. Sonne satt bei milden 1 Grad!

Natürlich sind wir aufgrund der vorderen Sitzreihen die Ersten, die den Flieger verlassen können und (Vorteil c) auch die Ersten, die den Covid-Test in die Nase gedrückt bekommen. Somit ist das ganze Procedere nach ca. 25 Minuten für uns abgeschlossen. Die Abfertigung mit den Tests verlief aber sehr schleppend, so dass man i.d.R. mit einer Wartezeit von mind. 1 Stunde rechnen muss (Oslo ca. 4 Stunden).

Die Fahrt zum Hotel Børs mitten in der City gelegen, dauerte mit dem Taxi ca. 20 Minuten. Der Bus wäre auch nicht langsamer, allerdings fuhr der nur einmal stündlich. Die S-Bahn fährt ca. 40 Minuten und scheidet aufgrund der vielen Menschen aus.

Bei meinen begleiteten Touren fahre ich am liebsten auf den Hausberg Floien. Heute nutzen wir die Gelegenheit der "Freiheit ohne Gruppe" und fahren mit der Gondelbahn auf den deutlich höheren Berg Ulriken. Oben angekommen, bläst es uns fast ins Tal, der Wind ist enorm stark. Das Wetter ist noch gut, zieht sich aber langsam zu. Wir genießen das Wahnsinns-Panorama!

Unten im Hafen können wir die Silhouette der Havila Capella entdecken und beschließen kurzerhand dorthin zu laufen. Der rund 4 Kilometer lange Spaziergang führt uns vorbei an der großen Klinik und einer schönen kleinen Kirche. Mittlerweile ist es schon dunkel geworden. In der Hafenregion angekommen stellen wir fest, dass es sogar in Norwegen zwielichtige Ecken gibt, in der die Menschheit jede Menge Müll verteilt hat. Zur Havila Capella dringen wir leider doch nicht vor, dass Schiff liegt in einem gesicherten Hafenbereich.

Okay, ist wurscht - morgen entern wir den Kahn ohnehin und knipsen stattdessen nicht minder gerne die nordgehende Nordnorge!

12.12.2021 Fitnessprogramm wider Willen (aber nicht unwillkommen) und der dusselige Nils

Das Hotel Børs hat ja schon irgendwie was Besonderes... Damit meine ich nicht die Boxspringbetten, die so weich waren, dass mich der Rückenschmerz den Tag durch begleiten wird. Aber die historischen Räume, wie z.B. der Frühstücksraum...echt schön! Das Wetter ist etwas üsselig, aber in der Ferne klart es ein bisschen auf. So beschließen wir den Ausblick vom Floien zu genießen. Die Drohne bleibt aber aufgrund des Nieselregens im Hotel.

Dummer Fehler!

An der Talstation der Floibahn angekommen steht ein Bauzaun. Bis April 2022 geht hier nix mehr. Hier entsteht die 5. Generation der Floibana. Ein Schild auf der rechten Seite weißt freundlich auf einen Wanderpfad hin, inklusive QR Code. Beim Abfotografieren der Route, poppt sofort Google Maps auf, inkl. dem kompletten Pfad hinauf zur Bergspitze. Gehzeit ca. 45 Minuten

WOW, denken wir... dann machen wir das eben zu Fuß! Rückblickend muss man sagen, dass es großes Glück gewesen ist, dass die Floibahn nicht gefahren ist und großes Pech, dass ich die Drohne im Hotel gelassen habe. Der teils etwas vereiste Pfad war wirklich schön. Sogar den größten Baum Norwegens haben wir gesehen... ganz zu schweigen von vielen schönen Ausblicken auf die Stadt. Scheinbar ist heute Hurtigruten-Treffen? Die Trollfjord und die Otto Sverdrup liegen im Hafen Bergens, die Nordnorge hatte sich gestern Abend schon verdünnisiert. Die Havila Capella lag um 10.00 Uhr bereits am Jektekteviksterminalen (wie es seit 02.12.2021 heißt). Jetzt um 12.00 Uhr ist der Kahn auf einmal weg! Wir sehen sie draußen auf dem Fjord und hoffen, sie kommt auch wieder zurück! Hätte ich die Drohne dabeigehabt, so wären das bestimmt tolle Bilder geworden. So mussten wir uns mit Handy-Schnappschüssen zufriedengeben. Der Weg nach oben war deutlich länger als geplant (wegen unseres Umweges am größten Baum Norwegens vorbei), ist aber absolut zu empfehlen. Oben auf der Bergstation hat man große Adventskerzen aufgestellt. Um 14 Uhr war hier Adventsansingen angesagt bei die dritte Kerze beleuchtet wurde. Ein Pfarrer gab die Stimme an und sprach im Anschluss seinen Segen. Auch als nicht so Gläubiger, war das eine wundervolle, friedliche Stimmung! Der Weg nach unten ging recht zügig, von der Bergstation führt ein asphaltierter Weg nach unten. Im Hotel angekommen, schnell ausgecheckt und zum Hurtig-Kai hinübergefahren. Die Havila Capella lag wieder am Terminal.

Schon wieder einen Schnelltest? Okay, kostet nix und Zeit haben wir, wir sind ja immerhin im Urlaub. Aber wo ist mein Handy? Die zunehmend hektischer werdende Suche begann. Hier nix, da nix und woanders auch nix. Das Ding ist fott! Bei Verlassen des Hotels hatte ich es noch, also war klar, das Ding ist mir im Taxi aus der Hosentasche gerutscht. Okay, wer mich kennt weiß, dass ich immer etwas a) vergesse, b) verliere, oder c) kaputt mache. Heute sind es B und C !

20 Minuten später war das Handy wieder da und der Taxifahrer für seine Leerfahrt entsprechend entlohnt. Bevor es nun auf das Schiff geht, wollte ich auf jeden Fall noch ein Bild der Capella von der anderen Seite des Anlegers machen. Ohne Stativ geht bei der Dunkelheit nix. Also: alles ausgepackt, in Ruhe vorbereitet, 20 Bilder gemacht.

Dann, weil zu faul, die Kamera mit Stativ geschultert und meinen Fotorucksack mit Schwung auf den Rücken gehievt. Diesen "Schwung" haben auch die beiden Objektive genutzt, die sich im noch offenen Rucksack befanden. In einer perfekten ballistischen Kurve segelten sie durch die Luft und landeten unsanft auf dem harten Kopfsteinpflaster Bergens. Just auf dieses Kopfsteinpflaster hätte ich gerne meinen Schädel geschlagen... wie dumm kann ein einzelner Nils nur sein?

Der Schaden scheint aber glimpflich zu sein. Lediglich die Schutzgläser sind komplett kaputt, der Rest scheint noch zu funktionierten. Mein Papa hat immer gesagt: "Das Glück ist mit die Doofen". Nun ist es bewiesen: Ich hatte Glück!

Der anschließende Check In an Bord funktionierte reibungslos, wir konnten direkt auf die Kabine. Das Abendessen wird serviert, ein Buffet sucht man hier vergeblich. So ganz klappt das mit dem Food-Konzept der Havila noch nicht, aber das, was hier serviert wurde, war absolut TOP. Besser geht es eigentlich nicht. Die Ausfahrt aus bergen ist einfach immer wieder ein tolles Erlebnis, selbst wenn es etwas regnerisch ist. Platz an Bord gibt es reichlich, es sind lediglich 136 Passagiere mit dabei. Besonders auffällig ist das fehlende zittern und rumpeln des Schiffes bei der Abfahrt. Sehr sachte und geräuscharm gleitet das Schiff aus dem Hafen.

Morgen wird es eine Routenänderung geben. Ankunft in Ålesund ist erst gegen 13.00 Uhr, da ein zusätzlicher Stopp in der Heimat Havila, in Fosnavåg, vorgesehen ist.

13.12. nagender Hunger und was ein Biberschwanz mit einem Würstchen gemein hat

Willkommen in Fosnavåg! Es hat sich ein Teil der Ortsbevölkerung mit Fahnen versammelt, auch die Presse ist da und begrüßt die Havila Capella ! Diese versucht irgendwie an einem Kai anzulanden, der nur ein Drittel so lang ist, wie das Schiff selbst. Das ist schon einer Herausforderung, denn die Strömung ist hier kräftig. Die Reederei will versuchen künftig anstelle von Torvik Fosnavåg in die Route aufzunehmen. Doch bis das beschlossene Sache ist, wird noch viel Zeit vergehen. Wir fahren weiter nach Torvik, einen Hafen den man entlang der Hurtigroute eigentlich immer nur in der Dämmerung sieht. Okay - wirklich viel gibt es hier auch nicht zu sehen, der Stopp ist nur kurz und wir nehmen Kurs auf Ålesund.

Obwohl ich seit 1996 mit Hurtigruten hier vorbeikomme, ist es mir nie gelungen das a) Aquarium zu besichtigen und b) die Altstadt. Beide Versäumnisse holen wir heute nach. Zuvor aber, wollen wir das Mittagessen an Bord kosten. Auch das wird am Tisch serviert, zumindest ist das der Plan... 30 Minuten Wartezeit auf die Speisekarte, dann die falsche bekommen, die Aufnahme der Bestellung dauerte mir dann zu lange. Ich war verärgert und beschloss ein Pølsebrød im Aquarium zu essen.

Das Taxi bringt uns für ca. 18 Euro zum Aquarium, der Eintritt liegt bei rund 22 Euro pro Person. Unser Fazit: Ja, ganz nett dort, aber wenn man kein absoluter Fan von den Fischen aus dieser Region ist, dann lohnt es sich nicht wirklich. WENN man aber schon mal da ist, sollte man die Fütterung der Pinguine, Seehunde und der Biber nicht verpassen. Was man aber verpassen darf ist das Pølsebrød. Das Ding drehte sich wahrscheinlich seit 8 Uhr morgens auf der Wärmeplatte und hatte die Konsistenz eines Biberschwanzes (zumindest stelle ich mir so einen Biberschwanz vor). Das ist natürlich auch wiederum völlig verständlich. Der Tourismus liegt in Norwegen ebenso am Boden, wie überall in der Welt. Die Taxifahrer in Bergen haben 90% Umsatzausfall, im Aquarium befanden sich exakt 16 Gäste. Das ist eine bitter Pille.

Aufgrund des Wetters war der Spaziergang durch die Altstadt nun auch nicht der "burner", lohnenswert war es aber schon.

Wir waren Beide total platt, so dass wir den kurzen Aufenthalt in Molde glatt verpennt haben. Das ist mir zuvor noch nie passiert, aber das ist auch die Freiheit des individuellen Reisens. Geschlafen haben wir auf den recht schmalen Betten an Bord (Doppelbett ca. 140cm) bisher total super!

14.12.2021 Julekafe, gamle Bybro und ein fliegender Kinderhochstuhl

Ankunft leicht verspätet in Trondheim. Der Ausstieg erfolgt über den Frachtraum. Warum genau, das hat sich mir nicht komplett erschlossen, aber es scheint irgendein Kontroll-Dingsbums an dem regulären Ausstieg zu fehlen. Warum der Ausstieg in anderen Häfen aber dann doch über die normale Treppe erfolgte, entbehrt jeglicher Grundlage. Macht nix, wir sind ja noch fast Jung und manchmal sogar noch flexibel!

Das Bild am Kai hat sich etwas verändert. Hier wurde eine LNG-Tankstelle für die Havila Schiffe (die fahren mit Gas und Strom) errichtet, ich vermute, weitere Schiffe werden in Zukunft folgen.

Wir bummeln wieder in die Stadt hinein. Natürlich nehmen wir den Weg über die Brücke des Nidelv in Höhe des Radisson-Hotels, um auf der anderen Seite der Innenstadt weiter Richtung Nidarosdom zu spazieren.

Heike, meine Herzdame, will Fotos machen - ich liebäugle mit einer Tasse Kaffee. So trennen sich unsere Wege kurzerhand und ich bewege mich absolut Zielfixiert zum kleinen, gemütlichen Cafe "Kaffebrenneriet" an der Ecke zur "Gamle Bybro". Hier werden verschiedene Kaffeespezialitäten serviert, darunter auch der Weihnachtskaffee "Julekaffe". Ich weiß zwar nicht, was an dem Kaffee weihnachtlich gewesen ist, lecker war er alle Male. Beim Weg zum "Örtchen" übersah ich glatt einen Kinderhochstuhl - ich mein, mal ehrlich - die Dinger sind ja nu wirklich kaum zu erkennen. Drücken sich an die Wand und stellen sich einem klammheimlich in den Weg. Lautstark wie ein fliegender Hochstuhl so ist, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der anderen Besucher auf mich und siehe da, man kam sofort miteinander ins Gespräch. "Kommst Du aus den Niederlanden oder aus Deutschland?", fragt mich ein junger Mann. "Warum?" frage ich, "ist mein norwegisch derart offensichtlich schlecht?". "Nein nein, aber Du hast da so einen Dialekt". Nachdem er so gut die Kurve bekommen hatte, wollte ich meine Norwegisch Kenntnisse nicht weiter diskutieren und man begann sich über alles Mögliche zu unterhalten. Ich mag das!

Durch die Innenstadt mit Weihnachtsmarkt bummelten wir wieder zurück zum Schiff. Die Abfahrt war halbwegs pünktlich. Nach dem Mittagessen (diesmal hat es funktioniert und ist wieder super lecker!), begannen wir die verschiedenen Kabinentypen zu besichtigen, leider waren nicht alle Kategorien verfügbar. Der Rest folgt dann aber am morgigen Tag und das stelle ich dann auch hier ins Forum.

Den roten Leuchtturm Kjeungskjaer Fyr habe ich versucht zu fotografieren, aber eigentlich ist es bereits zu dunkel dafür. Während ich hier sitze und den Reisebericht schreibe, ereilt uns eine schlimme Nachricht: Ab Mitternacht wird in Norwegen für 4 Wochen der Alkoholvausschank verboten! Die Angst in Norwegen vor Omikron scheint riesig zu sein. Ich maße mir zu dieser Sorge kein Urteil an, halte diese Maßnahme doch für sinnlos. In einer Kneipe oder an Bord des Schiffes darf ich keinen Alkohol kaufen, im Supermarkt aber schon. Diese Logik erschließt sich mir nicht. Daher abends schnell noch ein Bier bestellt.

Skål!

15.12.2021 Vom Winde ver"saltstraumt" - gratulerer med dagen Per! - Wikinger-Ausflug

Ganz ehrlich? Das Wetter ist nicht wirklich auf unserer Seite. Als schlechtes Wetter nimmt es seinen Job ausgesprochen ernst und bedient uns mit Regen, Tauwetter und kräftigem Wind. Auch in Ørnes heißt man uns herzlich Willkommen, es werden Wimpel ausgetauscht, viele Schaulustige sind gekommen und schon geht es weiter gen Norden.

Auf der Weiterfahrt Richtung Bodø hören wir den Geburtstaggesang der Besatzung und werden neugierig: Wem wird hier gratuliert? Es ist Niemand anders als der Eigner der Havila Reederei Per Sævik. Der heute 81-jährige steht zu Tränen gerührt vor der Besatzung und nimmt die Glückwünsche entgegen. Mit der Kystruten ist ein Lebenstraum für ihn wahr geworden, dann auch noch Geburtstag auf der Jungfernfahrt seines Schiffes... da darf sogar einem Ureinwohner aus der Region Møre & Romsdal ein Auge nass werden.

Apropos nass:
An Bord haben wir ein nettes Paar kennengelernt und angeboten, sie mit zum Saltstraumen zu nehmen. Ich wollte nun unbedingt die Drohne testen und hatte mir gewünscht, einen Flug über den Saltstraumen zu machen. Pustekuchen! Windgeschwindigkeit bis 80 km/h bedeutet: ich starte die Drohne und sie fliegt bei maximaler Kraft 8 km/h rückwärts! Da sie nicht wasserdicht ist und Fischen schwerverdaulich im Magen liegen würde, bleibt der Flug ein frommer Wunsch. Egal: dann genießen wir halt die Landschaft! Es beläßt uns am Saltstraumen fast davon. Die Sicht ist nicht gut, man bekommt eine 360 Grad Dusche aber es ist einfach herrlich.

Nachdem wir ausgiebig durch geblasen wurden, machen wir uns wieder auf den Rückweg. In Bodø angekommen nimmt der Regen zu und der Wind auch.

Die Fahrt über den Vestfjord bei diesem Wind? Na, das wird lustig, denke ich und wir gehen an Bord. Warum wir mit einer Verspätung von ca. 1 Stunde ablegen, bleibt das Geheimnis des Kapitäns, aber dann machen wir uns auf in die Wellen. Unser Kapitän lässt Gnade walten und fährt wie in den letzten Tagen die Stabilisatoren aus. Unglaublich, was die alles abmildern können. Bisher die besten Stabbies, die ich erlebt habe. Trotzdem schaukelt es kräftig, so dass das Abendessen nicht allzu gut besucht ist. Dabei ist die Küche wirklich klasse!

Wir nehmen das erste Mal am Ausflug "Wikingerfest" teil. Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, dass das so richtig gut ist, zumal die Passage entlang der Lofot-Wand auch großartig ist. Die Lofot-Wand ist zwar noch immer da, versteckt sich im Winter aber in der Dunkelheit. Also: Auf zu den Wikingern! Die Fahrt führt komplett über die E10, anders ist der Ausflug per Bus auch nicht zu schaffen (30+50 Minuten Fahrzeit). Der Aufenthalt in dem Nachbau eines alten Langhauses beträgt ca. 50-60 Minuten. Es gibt ein wenig Unterhaltung, dazu die Geschichte der Wikinger (zumindest einen Teil davon) und etwas sehr Schmackhaftes zu essen. Die Leute dort sind sehr herzlich und nett!

Ich persönlich würde die Fahrt entlang der Lofot-Wand weiterhin bevorzugen, kann aber nicht behaupten, dass das (viele) Geld für den Ausflug vergeudet ist: Jeder nach seinem (ihrem) Gusto! Erst zur Abfahrt der Capella kommen wir in Svolvaer an. Den Stopp am Trollfjord lassen wir aus, damit wir die Verspätung wieder reinholen.

16.12. Harstadt "Fit for Future", in Finsnes rüstet der Weihnachtmann auf - Havila unter Strom

Ich denke, die meisten von Euch kennen Harstad auf den Vesterålen? Der Ort gehörte noch nie zu den schönsten entlang der Hurtigroute, aber das scheint Jemand ändern zu wollen. Bei Einfahrt erwartet uns ein wahres Trümmerfeld, die Lagerhallen sind abgerissen, im Hintergrund sieht man die Basis für etwas Neues entstehen. Bei dem Tempo mit dem die Norweger bauen, sollten die Leute unter Euch, die im Herbst nächsten Jahres reisen, ein völlig neuen Anlegebereich sehen können. Wir sind gespannt!

Das Wetter heute ist echt scheußlich. War es gestern nur lausig, so ist es heute richtig mies. Der früher gefallene Schnee hat sich mittlerweile verflüssigt, wir stapfen in den matschigen Resten herum. Auch der Weihnachtsmann macht sich Sorgen um seinen Schlitten. Ohne Schnee kein Schlitten, ohne Schlitten kein Weihnachtsmann. Eine einfache Gleichung und eine einfache Lösung! Er rüstet auf!

Wir freuen uns, Euch exklusiv hier in diesem Forum sein neues Gefährt vorstellen zu dürfen (siehe Bild). God Jul!!!

Kurz vor Einfahrt nach Tromsø kommt die Durchsage unseres Bordreiseleiters. Man würde in Kürze auf den reinen Elektrobetrieb umschalten. Die Havila Capella hat die größten Akkus an Bord (42 Tonnen) und ist in der Lage 4 Stunden rein elektrisch zu fahren. Kurz darauf verschwand das Motorengeräusch komplett und wir gleiten still in die Innenstadt...

Insgesamt muss man sagen, dass die Capella auch im Motorbetrieb sehr leise ist. Beim An- und Ablegen ist das Geräuschniveau sehr niedrig. Wer das Geklirre und Getrappel wie bei den anderen Postschiffen erwartet, der wird "enttäuscht". Zugegeben ist es genau das, was mir persönlich fehlt! :/

In Tromsø schüttet es noch immer, hier checken wir heute aus. Wir haben gehofft hier Polarlichter zu bestaunen, aber die Chancen stehen schlecht. Aufgrund des Windes wurde der Fjellheisen gesperrt, so dass wir uns zu einem schlichten Stadtbummel entscheiden. Wir essen früh zu Abend, denn wir wollen die Aussicht auf Hurtig-Kai, Eismeerkathedrale und Storsteinen von unserem Hotelzimmer aus genießen. Zumal da ja noch diverse Tage ins Tagebuch zu schreiben waren.

17.12.2021

Hei!

Wir wollten Euch ein paar Bilder von Kabinen zur Verfügung stellen und weitere Infos zum Schiff "liefern". Ich war in den letzten knapp 30 Jahren auf relativ vielen Schiffen unterwegs und traue mir verschiedene Urteile zu. Das bedeutet nicht, dass meine Meinung das "Maß aller Dinge" ist, aber vielleicht hilft es ja dem Einen oder Anderen weiter?

Barrierefrei?
Absolut! Es gibt überraschend viele barrierefreie Kabinen, sowohl Innen als auch Außen und/oder mit Balkon, mit 2 und 4 Betten. Die Bäder/Duschen sind komplett ebenerdig, alle Türen lassen sich mit Schalter öffnen. Die Kabinen sind noch größer als der Standard. Der Ein- und Ausstieg wird i.d.R. über den Frachtraum erfolgen. Für Blinde Menschen bietet sich jederzeit die Möglichkeit sich zu orientieren. Auch die Treppen verfügen über eine Kennzeichnung in welchem Stock man sich befindet und ob die Treppe nach oben oder nach unten führt. Für Gehörlose gibt es ebenfalls Hilfe. Hier fehlt mir aber die Erfahrung, in welcher Art und Weise hier geholfen wird, sorry.

Kabinen:
Selbst die kleinste Kabine mit 9 qm wirkt aufgrund der Stockbetten geräumig. Da haben die sogar noch eine kleine Couch verbaut. Nur hier hat Havila aktuell günstige Preise zur Einzelbelegung, leider. Alle anderen Kabinen haben mind. 15 qm, was bereits einem Kreuzfahrt-Charakter entspricht. Ich selbst konnte mich über den relativ geringen Platz an Bord der Hurtigruten nie beschweren, mir haben auch die kleinen Größen gut gefallen. Alle Außenkabinen haben mindestens ein Fenster, was den Namen zu Recht trägt. Kabinen mit Bullaugen sind der Besatzung vorbehalten.

öffentliche Räume:
Ins Auge fallen spontan die breiten Flure, auch im Bereich der Kabinen. Das gefällt gut, obwohl ein schmaler Flur den Vorteil hat, dass man bei Seegang besser Halt gewinnt. Es gibt viele Sitzgelegenheiten auf dem ganzen Schiff. Bedenkt man nun, dass die gesamte Passagierzahl geringer als beim Mitbewerber ist, dann lässt das vermuten, dass auch bei voller Auslastung des Schiffes, ausreichend Platz vorhanden ist.

Umlauf:
Oben auf Deck 9 gibt es die Möglichkeit der Umrundung des Schiffes. Dabei geht man im vorderen Bereich ein Stück auf einem Gitter, welches über die Bordwandung hinaus geht. Schon cool. Allerdings führt dieser Weg auch vor dem Panorama-Salon vorbei, was die Gäste, die es sich in einem der bequemen Sessel gemütlich gemacht haben stören dürfte. Von Vorteil ist, dass es keine Kabinen gibt, vor denen Jemand herlaufen kann (wobei - ich mag die Kabinen auf Deck 5 der Hurtigruten).

Essen:
Ist für Havila scheinbar ein ganz wichtiges Thema: Es soll bei allen 3 Mahlzeiten am Tisch serviert werden. Das klappt noch nicht sehr flüssig, hat sich aber von Tag zu Tag gebessert. Trotzdem glaube/hoffe ich, dass sich das Konzept zumindest beim Frühstück nicht durchsetzen wird. Die Qualität der Speisen bei Hurtigruten ist m.E. nicht so gut wie bei Havila (im Moment), allerdings ist die Qualität bei HR noch immer sehr gut und die Auswahl bei den Buffets deutlich größer als bei den Menu-Karten der Havila. Diese Menu-Karten werden alle 3 Tage gewechselt und entsprechen vom Angebot her immer der Region die grade befahren wird. Dazu gibt es Angebote, die man die ganze Zeit über bestellen kann. Mir wäre es lieber, wenn eine Karte nur für 2 Tage eingesetzt wird, da man die Angebote recht schnell "durch" hat.

Neben den regulären Speiseangeboten gibt es zwei Sonderseiten mit zusätzlichen Angeboten gegen Gebühr. Beim Programm "Havila-Gold" ist das mit im Preis inkludiert. "Havila-Gold" ist aber ziemlich teuer, es sei denn, man reist in einer Suite.

Die Cafeteria befindet sich noch im Entwicklungszustand. Das Angebot war extrem "flach".

Getränkepreise:
Vergleichbar mit den Hurtigruten, das Bier eher teurer (0,4 Liter ab 98 NOK). Sorry für die miserablen Fotos von den Speisekarten/Getränkekarten. Mir ist es immer peinlich sowas zu fotografieren.

Internet:
Ist aktuell im Reisepreis inkludiert. Nicht so wahnsinnig schnell, mittlerweile relativ stabil.

Design:
Ist immer Geschmackssache. Mir persönlich gefällt der traditionelle Einschlag bei den Schiffen der Hurtigruten deutlich besser. Die Havila ist in der Farbgebung sehr modern und mir zu dunkel gehalten. Es gibt unglaublich viele Fenster bei der Havila, was eigentlich ein riesiger Vorteil ist (solange die Fenster sauber sind). Von außen sieht das Schiff aber doch etwas "zerfleddert" aus. Vielleicht ist das aber auch einfach wieder die Zeit für Veränderungen (so wie der Sprung von den 90er Jahre Schiffen zu den 2002-2004 Schiffen der Hurtigruten).

Preis/Leistung:
Im Moment sind die Preise der Havila deutlich besser als die der Hurtigruten, so zumindest meine Erfahrung. Allerdings steigen bei Havila die Preise an und Hurtigruten werden mit Rabatten kommen. Letztendlich hoffe ich, dass sich beide Reedereien annähern werden und die Reisepreise insgesamt etwas niedriger werden als es bei Hurtigruten in den letzten Jahren der Fall gewesen ist. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft!

Liebe Grüße,
Heike & Nils