Hurtigruten Reisebericht 2010

Anreise nach Bergen

Wetterfrosch Nils

Die Wettervorhersage ließ auf eine kalte aber überwiegende „Schönwetterreise“ schließen, als ich vor rund einer Woche danach schaute. Sogar in Bergen sollten wir überwiegend Sonnenschein haben. Doch Wetterkarten werden auch aktualisiert und somit tauchte dann 2 Tage vor Abreise ein Regensymbol über Bergen auf. Nun ja, es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung!

Zimmer frei

In zwei Gruppen kamen wir nach Bergen angereist. Die erste startete von Frankfurt Nonstop mit einer kleinen Lufthansa Maschine und wir landeten am frühen Vormittag in der hanseatisch geprägten Stadt. Meine Frau Karina, die ersten Gäste und ich fuhren in die Innenstadt zu unserem Hotel Terminus, direkt neben dem Bahnhof. Trotz der frühen Anreise konnten wir sofort unsere Zimmer beziehen.

Ein eingespieltes Team

Während Karina samt den Gästen einen ersten, etwas verregneten Spaziergang unternahm, fuhr ich mit unserem Bus wieder zum Flughafen, um die über Kopenhagen angereisten Gäste in Empfang zu nehmen.

Die gute halbe Stunde Fahrzeit nach Bergen nutze ich gerne, um den Gästen einen ersten Einblick zum jeweiligen Tag und den darauf folgenden zu geben. Ich lege am meisten Wert darauf darum zu bitten, dass:

a) Probleme oder Unzufriedenheit direkt zur Sprache gebracht werden (nur dann können wir umgehend tätig werden und die entsprechende Situation klären) und

b) weise ich darauf hin, dass die Kunden zwar eine Gruppenreise gebucht haben, aber wir sie von allen Zwängen einer Gruppe befreien möchten. In jedem Hafen, in dem kein Ausflug stattfindet bieten wir einen Spaziergang an. Wer möchte, der steht nach Ankunft unten vor dem Schiff, wer nicht möchte, der soll genau das machen, wozu er/sie Lust hat!

Unterricht bei Klaudia

Nachdem auch die „Kopenhagener“ eingecheckt haben, warten wir im urgemütlichen Salon des Hotels auf unsere Stadtführerin und Karinas Gruppe. Letztere kommen zuerst, frisch gebadet in Bergener (Regen-)Wasser ?

Nichts desto trotz, lässt sich fast niemand den Stadtbummel entgehen mit Klaudia, der Bergener Stadtführerin. Klaudia ist hauptberuflich Lehrerin, die uns mit viel Charme Ihre Stadt zeigt. Wir schauen uns den Fischmarkt an und bummeln durch das alte Hanseatische Stadtviertel.

Gemeinsames Abendessen

Zum Abendessen im Restaurant Holbergstuen im Herzen der Stadt lassen wir uns wahlweise Klippfisk (Stockfisch) oder ein leckeres Stück Braten schmecken.

Alle sind müde durch das frühe Aufstehen und den langen, nassen Tag. So gehen wir alsbald zurück zum Hotel. Eine Fahrt auf den Hausberg Bergens, den Fløyen, ließen wir aufgrund der schlechten Sicht aus.

Norway in a Nutshell

Weckruf um 06:00 Uhr für Norway in a Nutshell

Schließlich ist das hier ja keine Erholungsreise ? Unser Zug zum Programm „Norway in a Nutshell“ geht um 07:58 Uhr. Karina und ich haben am Vorabend noch Wasser und Kvikk Lunsj gekauft (so eine Art Schokoriegel), damit unsere Gäste nicht verhungern. Obwohl das Frühstück im Hotel sehr reichhaltig gewesen ist, findet das Leckerchen reißenden Absatz.

Für heute ist gutes Wetter angesagt – allerdings nur für Bergen. Und der Stadt kehren wir nun den Rücken. Die Fahrt ins Landesinnere ist großteils trocken, die Wolkenschwaden erklimmen mühsam den Berghang, in der Hoffung darüber hinweg zu ziehen.

Mit moderner Bahn zu traditioneller Handwerkskunst

Die Fahrt mit der Bergenbahn dauert ca. eine Stunde, dann erreichen wir den kleinen Ort Voss. Hier gilt es 40 Mintuen Wartezeit zu überbrücken, bis uns ein Bus weiter nach Gudvangen bringt. Es gibt im Ort einen sehr schönen Laden mit traditioneller Handwerkskunst, sowie eine große Steinkirche. Obwohl diese verschlossen ist, lohnt ein Bummel drum herum.

In Gudvangen angekommen, gehen wir auf ein Passagierschiff und begeben uns auf eine zweistündige Fahrt durch den Nærøyfjord und Aurlandsfjord. Der Nærøyfjord ist an seiner schmalsten Stelle 250 Meter breit und nur zwölf Meter tief. Daher wird er von Kreuzfahrtschiffen gemieden. An den Seiten steigen steil die Berghänge an, der höchste Punkt beträgt 1300 Meter. Spektakulär!

Aufenthalt in Flåm und Myrdal

In Flam haben wir eine gute Stunde Aufenthalt, bevor wir uns dem Höhepunkt des Tages nähern, der Fahrt mit der Flåmbahn. Auf einer Strecke von 20 Kilometern gilt es eine Steigung von über 850 Metern zu bewältigen. Der Stopp am Kjosfossen raubt den Gästen den Atem.

Bergenbahn international

Der Zug selbst hat bestimmt schon bessere Zeiten gesehen, aber was soll´s – schwer beeindruckt von diesen schönen Landschaften, fällt das nicht auf.

Karina und mir gegenüber sitzt eine junge Dame. Die gerade erst 10 jährige in der 4. Klasse beobachtet uns zuerst eine Weile. Als ich sah, dass sie eine SMS bekommen hat, weise ich sie auf norwegisch darauf hin. Sie nimmt sich das Handy, liest die mail, telefoniert mit ihrem Vater und beobachtet uns wieder eine kleine Weile. Dann scheint sie sich ein Herz zu fassen und spricht uns darauf an, wo wir her kommen. Auf Englisch!

Es entwickelt sich ein Gespräch zwischen Silja und mir. Sie versucht sich in der englischen Sprache und ich mich in der norwegischen. Die zwei Stunden Fahrt vergehen wie im Fluge und als Silja in Bergen von ihrem Vater in Empfang genommen wird, verabschieden wir uns herzlich mit einem „Ha det bra“.

Kurz darauf kommen wir in Myrdal an, dem Kreuzungspunkt mit der Bergenbahn. Unsere Anschlußverbindung hat 1½ Stunden angekündigte Verspätung. Wir nehmen es gelassen, denn wir haben bedingt durch den Winterfahrplan der Hurtiguten mit Abfahrt um 22:30 Uhr ausreichend Zeit. Den Shuttlebus vom Hotel zum HURTIGRUTEN-Kai flugs umgebucht, erwarten wir die Ankunft der Bahn bei einer Tasse Kaffe und diesen leckeren Waffeln mit Creme und Marmelade.

Kopfüber die Treppe runter

Der kurze Transfer vom Hotel zum HURTIGRUTEN-Anleger verlief ereignislos. Die „Nase vorn“ hatten wir beim Check-in an Bord der Hurtigruten. Der Transfer für die individuell angereisten HR-Gäste war ein wenig langsamer als wir, somit kamen wir als Erste am Hurtigruten Kai an. Gewöhnlich hole ich die Schlüssel für die Kabinen unserer Gruppe ab und gehe dann zum Bus um diese zu verteilen. Das klappte immer ganz gut, nur diesmal nicht.

Die individuell Reisenden haben es natürlich sehr eilig an Bord zu kommen, damit sie für die Entgegennahme der Schlüssel nicht in einer langen Schlage stehen müssen. Diese Unruhe übertrug sich auf unsere Gruppe und so wollten auf einmal alle an Bord. Als eine unserer Mitreisenden auf der Rolltreppe im Hurtigruten-Haus stand, hörte sie oben ein unangenehmes Geräusch. Dieses Geräusch verursachte ein Koffer, der sich von seiner Besitzerin getrennt hatte und geradewegs die Treppe herunter fiel. Auf dem Weg nach unten nahm er unaufhaltsam unsere Gruppenteilnehmerin mit, die kopfüber dem Koffer folgte und relativ schwer stürzte. Es ist schon ein Wunder, dass nichts ernsthaftes passierte, die Reise hätte für die Dame hier schon zu Ende sein können.

Medizinmann Nils

Nachdem es mir dann gelungen war die Schlüssel einer anderen Mitreisenden in die Hand zu drücken, damit diese die Verteilung vornehmen konnte hatte ich Zeit, mich um die leicht verletzte Dame zu kümmern. Ein Beutel Eis und ein paar nette Worte bewirken schon manches Wunder!

Am ersten Abend gibt es durchgehend Abendessen bis 21 Uhr, eine sogenannte „Freie Sitzung“. Jeder von uns nahm sich Zeit für ein ausgiebiges Mahl und um 22 Uhr trafen wir uns vor Abfahrt auf dem Aussendeck (Deck 5 – hinten) bei prächtigem wolkenlosen Panorama auf die Stadt Bergen. Hier gab es für die Reiseteilnehmer die Informationen für den nächsten Tag.

Bei Ausfahrt aus dem Bergenfjord fiel mir der ungewöhnliche Seegang auf….