Hurtigruten Reisebericht 2014

Ankunft in Bergen

Heute empfängt Nils die Reiseteilnehmer unserer Nationalfeiertagsreise 2014.

Traditionell starten unsere Gruppenreisen mit Einschiffung in Bergen mit einer Übernachtung in Bergen. Zum einen ist Bergen so sehenswert, dass sich allein deswegen die Übernachtung schon lohnen würde, zum anderen beginnen unsere begleiteten Gruppenreisen stets mit einem gemeinsamen Abendessen zum ersten Kennenlernen.

Ein König in Bergen

Herzliche Grüße aus dem sonnigen Norden. Heute ist ein Ausnahmetag in Bergen. Die Sonne lacht, 16° und da das so selten ist, hat sich der König zu einem Angelbesuch in Bergen entschieden. Am See in der Innenstadt findet ein großes Fest der Anglervereinigung statt, dessen Schirmherr der König ist.

Die Ausflüge unserer Gäste

Während der bereits gestern in Bergen angekommene Teil der Gäste einen Ausflug zum höchsten Bergener Berg, dem Ulrikken, unternommen hat, nahm ich die restlichen Teilnehmer am Flughafen Flesland in Empfang. Nach Bezug der Zimmer trafen wir uns mit Hildegard, der bergener Stadtführerin. In den folgenden zwei Stunden zeigte sie uns das alte Hanseviertel und wir spazierten durch die Fußgängerzone. Vorbei an dem Denkmal des begnadeten Geigers Ole Bull und weiter zu einem kleinen, sehr bekannten Bergenser, Edvard Grieg.

Das traditionelle, gemeinsame Abendessen

Die Füße durften nur kurze Zeit pausieren, denn der Magen verlangte nach seinem Recht. Alle Gäste folgten bereitwillig unserer Einladung zum Essen in die Holbergstuen, einem der sehr guten Restaurants in Bergen.

Die Entscheidung zu Klippfisk oder einem guten Steak viel vielen nicht leicht, aber letztendlich war ein jeder mit seiner / ihrer Wahl sehr zufrieden. Nach warmem Apfelkuchen und einer Tasse Kaffee ging es zu Fuß zur Talstation der fløibahn. Die fast 100 Jahre alte Bahn (ständig modernisiert) führt auf die 320 Meter hoch gelegene Aussichtsplattform, insbesondere heute mit grandiosem Panorama. Finden sie die MS Nordkapp am HURTIGRUTEN-Kai?

Die Nachtarbeiter von Rautenberg Reisen

So, nun ist es fast Mitternacht geworden und ich muss ins Bett. Morgen haben wir ein volles Tagesprogramm Norway in a Nutshell (mit Flåm–Bahn) und da sollte ich halbwegs fit sein.

Schauen sie doch morgen wieder vorbei – ich freue mich darauf!

Norway in a Nutshell

Der frühe Vogel schafft den Zug

Nachdem die Reiseteilnehmer gestern ein wenig länger schlafen durften, hieß es heute früh raus aus den Federn.

Um 08:44 Uhr fuhren wir mit dem Regional­zug auf der Bergen­bahn­strecke rund eine Stunde ins Landes­innere nach Voss. Dort an­ge­kommen wechselten wir in den Bus nach Gudvangen am Nærøy­fjord. Zwischen­durch die Serpen­tinen nach Stalheim mit zwei schönen Wasser­fällen. Das Wetter war schon wieder wunderbar und wir genossen die kurz­weilige Fahrt mit einem kleinen Schiff durch den Nærøy­fjord. Im Anschluss folgten wir dem Aurlands­fjord bis nach Flåm. An Bord waren einige Gäste aus Spanien, Frankreich, USA und Kanada. Eine kleine Gruppe Mexikaner war gut daran zu erkennen, dass sie fast bis zur Unkennt­lichkeit mit Winter­sachen ver­mummt waren.

Im Prinzip ist der aktuelle Fahrplan zwischen Flåmbahn und Bergen­bahn nicht optimal, denn wir hatten in Flåm ledig­lich eine gute Stunde Zeit (was nicht viel ist) und in Myrdal als End­punkt der Flåm­bahn eben­falls eine Stunde (was zuviel ist, wäre das Wetter nicht so toll gewesen).

Von Myrdal reisten wir mit der Bergen­bahn zurück nach Bergen. Um 19:00 Uhr an­ge­kommen folgte ein „Koffer-aus-dem-Hotel-Abhol-Stop“ und dann der kurze Transfer zur MS Finnmarken. Da das Buffet nur bis 20:30 Uhr geöffnet war, beeilten wir uns beim Check-In an Bord. Nachdem der Hunger gestillt war, ging es für die Gäeste auf Entdeckungstour.

Zur Abfahrt pünktlich um 22:30 Uhr versammelte sich die ganze „Bande“ ohne Absprache am Bug auf Deck 5. Wir starrten gebannt in den Sonnen­unter­gang als die Finnmarken den HURTIGRUTEN-Kai verliess: Kurs nord!

Ålesund und Molde

Heute stehen  Ålesund und  Molde auf dem Programm. Als die Reise geplant wurde, war auch noch der  Geirangerfjord im Fahrplan – in der kurzen Ausflugsversion. Aber den kurzen Geirangerausflug gibt es nicht mehr und der lange, inklusive Trollstigen, wird erst ab Juni angeboten. Es ist schon schade, dass der Wonnemonat Mai bei HURTIGRUTEN keinen Abstecher in den  Geirangerfjord mehr im Fahrplan hat. Als „Ersatz“ wird auf der Südroute der Lyngenfjord angefahren.

HURTIGRUTEN hat eine entscheidene Änderung zum ursprünglich gebuchten Fahrplan 2013 zu 2014 durchgeführt. Der Geirangerfjord wird nun anstatt ab 01.05. erst ab 01.06. angefahren und somit entfällt diese Sehenswürdigkeit für uns.

Wir haben uns natürlich eine Alternative einfallen lassen, mit dem Ziel, unseren Gästen einen unvergesslich schönen Urlaub zu bereiten. Direkt nach Ankunft in Ålesund erwartet uns unser Reisebus für unsere Fahrt vorbei an der „Talstation“ des Trollstigens und der Stabkirche von Rødven nach Molde. Hier – zumindest ist so der Plan – erreichen wir wieder unser Schiff.

Für mich die erste überraschende Nachricht: Der Pass des Trollstigen ist bereits wieder geöffnet! Wir können nun unsere Route ändern und fahren über das Valdahl, was bekannt ist für seinen Obstanbau, praktisch von hinten an den Trollstigen heran. Zwischendurch stoppen wir an dem Gudbrandsjuvet, einem kleinen aber tosenden Wasserfall. Im Laufe der letzten Jahre hat man diesen Wasserfall für den Tourismus „aufbereitet“. Das bedeutet, heute gibt es einen Weg über einen Metallsteg mit kleiner Brücke über den Fall und ein Cafè, welches aber noch geschlossen war. Irgendwie schade, da der natürliche Fall naturbelassen sehr schön gewesen ist, aber durchaus verständlich in Bezug auf die über 1 Mio Touristen pro Jahr, die hier anhalten.

Gleiches in viel größeren Dimensionen gilt für den Gipfelpunkt des Trollstigen. Dort hat man ein Tourismuszentrum gebaut, das leider nach moderner Architektur unter Verwendung von viel Beton, Glas und Stahl irgendwie überhaupt nicht mein Ding ist. Aber ich kann akzeptieren, dass auch hier die Meinungen auseinander gehen. Den Fluss hat man, bevor er in die Tiefe stürzt, mittels Betontreppe eingefriedet und auch hier wurden verschiedene Stege gebaut, in der Hoffnung, die Touristen bleiben auf diesen Wegen. Die Touristen hält das aber nicht davon ab, in die Natur zu gehen und dort recht sinnfreie Steinmännchen zu bauen. Was erhalten geblieben ist, sind auf der Abfahrt die abenteuerlichen 12 Kurven des Passes ins Tal hinunter.

Den Reiz und die Schönheit des gewaltigen Taleinschnitts am Trollstigen können aber weder die norwegische Regierung noch die Touristen zerstören und somit war bei gutem Wetter dieser Stop ein absoluter Höhepunkt bei dieser Reise. Im Tal angekommen, genossen wir eine Tasse Kaffe und Kuchen bevor die Reise weiterging. Bei nur 6 Stunden Zeit für diese Tour, 4 Sehenswürdigkeiten und einer Kaffeepause ist dieser Ausflug in der Planung eine Herausforderung und nur für Ortskundige, zumal wir auch noch eine Fähre benutzen mussten.

Unser letzter Halt vor Rückkunft in Molde war die Stabkirche von Rødven, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Klein, aber ganz fein. Da sie etwas abseits der Touristenpfade liegt, fehlt hier an allen Ecken und Enden das Geld zum Unterhalt der Kirche. Das Dach müsste dringend erneuert werden. Auch diesmal war der Empfang durch eine Familie vor Ort sehr herzlich und warm. Rødven – wir kommen gerne wieder.

Nach dem Abendessen an Bord genossen wir den Abend im Panoramasalon und in der Cafeteria. Gebunden durch viele Gespräche und gefesselt von der Schönheit der Natur, brachen die Gäste erst um Mitternacht auf, um sich zur Nacht zu betten.

Trondheim und Rørvik

Frühe Ankunft in Trondheim. Die MS Richard With – benannt nach dem „Entdecker“ der Hurtigruten, liegt mit uns am Kai. Es ist etwas stärker bewölkt als gestern, aber für einen Stadtrundgang noch immer gutes Wetter. Das Viertel in dem die HURTIGRUTEN-Schiffe anlegen wird immer stärker mit modernen Bürogebäuden bebaut. Kein Wunder, Trondheim benötigt Platz. Die Bevölkerungszahlen sind innerhalb weniger Jahrevon 135.000 auf 180.000 Einwohner gestiegen. Es gibt auch ein neues Kongresshotel von Clarion, das wir auf unserem Weg in die Stadt passieren. Eine neue Fußgängerbrücke führt uns direkt über die Bahngleise in die Innenstadt. Ich führe unsere Gäste erst auf die andere Seite des Flusses Nidelva, der das Zentrum von den Wohngebieten trennt. Besonders schön anzusehen sind hier die Lagerhäuser, die zum großen Teil auf Stelzen in den Fluss hinein gebaut sind. Wir bummeln durch schmale Gassen und vorbei an alten Holzhäusern ein kurzes Stück bis zu einer alten Fußgängerbrücke, nahe des Nidarosdoms.

Dem Dom nähern wir uns von hinten und bleiben von den üblichen Touristenströmen verschont. Neben dem Dom ist der Sitz des Bischofs, heute ein Museum und die Werkstätten. Eintritt in den Dom erhalten heute nur die Gäste, die den HURTIGRUTEN-Ausflug gebucht haben. Die Vorbereitungen zu den 200-Jahr-Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag nehmen Zeit in Anspruch und anscheinend möchte mn sich ungestört vorbereiten. Echt schade.

Zurück gehen wir direkt durch das Stadtzentrum. Die Distanzen sind sehr überschaubar. So benötigt man vom Schiff bis zum Dom je nach Schritttempo nur 20 bis 30 Minuten. Das Zentrum wird markiert durch eine Statue von König Olav dem Ersten, der die Christianisierung um 1100 gewaltsam vorangetrieben hatte. Linker Hand gibt es ein größeres Einkaufszentrum, das unsere Aufmerksamkeit gewonnen hat. Es gilt noch ein elektronisches Gerät zu erstehen und eine Bandage, da sich ein Gast am Bein verletzt hat. Wie gut das seine Frau ausgebildete Krankenschwester ist!

Wir „vertrödeln“ vor dem Schiff noch viel Zeit im Gespräch und bemerken gar nicht, dass die Zeit zur Abfahrt ansteht. So ist es eher dem Zufall zu verdanken, dass wir 11:57 Uhr, also drei Minuten vor Abfahrt, die MS Finnmarken betreten. Hinter uns schließt sich die Tür und weiter geht die Reise.

Nach dem Mittagessen passieren wir an der Backbordseite ( Links ) den imposanten Leuchtturm mit dem unaussprechlichen Namen Kjeungskjaer (Cheuns-chär). Er wird eifrig fotografiert.

Meine Gäste hatte ich auf die Schönheit der Passage durch den Stokksund aufmerksam gemacht und ausgerechnet ich habe es glatt verschlafen. Mein „kurzes“ Mittagsschläfchen von 15 – 17:30 Uhr war scheinbar nötig. Es gibt hier viel zu viel frische Luft und davon muss sich der Körper zeitweise erholen ?

Das Abendessen ist nicht so umfangreich wie das Frühstück oder Mittagessen, aber dafür etwas feiner und wird am Tisch durch das sehr freundliche Personal serviert. Lecker schmeckt es ohnehin!

Das Internet streikt Abends völlig, so dass mit Bildern erst am Abend des 14.05. zu rechnen ist. Nach meiner Rückkunft in Deutschland werden die Bilder dann in besserer Qualität ins Internet gestellt. Um 1 Uhr gebe ich jegliche Versuche auf eine gelungene Übermittlung der Daten auf und begebe mich ins Bett. Immerhin darf ich ausschlafen.

Überquerung des Polarkreises

In Ørnes hatten wir vormittags nur einen kurzen Stopp, so dass wir dort nicht von Bord gegangen sind. Heute wird es ein langer Tag mit vielen Höhepunkten. In Bodø reisen wir zum Saltstraumen, dem Gezeitenstrom. Anschließend fahren wir über den Vestfjord zu den Lofoten mit kurzem Aufenthalt in Svolvær. Gegen 23:30 Uhr fahren wir vom Raftsund in den Trollfjord ein, einer der Höhepunkte der Reise.

Der Schnee von Bodø ist keine Ente

Kurz vor Ankunft in Bodø beginnt es leicht zu schneien – im Grunde das letzte was ich erwarte und auch das letzte was ich mir für unseren Ausflug wünsche. Am Hafen Bodø angekommen sollte eigentlich ein Maxitaxi auf uns warten, das war aber nicht der Fall. Irgendwas hat da nicht geklappt. Da die Zeit in Bodö für den Ausflug nur sehr begrenzt ist, entschließe ich mich kurzerhand dazu, die Gruppe in den Bus zu lotsen, der anderen Gästen diese Tour ebenfalls anbietet.

In Bodø war Hochsaison für Straßenbau (seit Nils´ letztem Besuch)

Auf dem Weg zum Saltstraumen durchquert der Bus die Innenstadt, die keine größeren Höhepunkte zu bieten hat. Die Stadtrundfahrt kostet uns für den Saltstraumen wertvolle Zeit. Auf der Überlandfahrt stellt sich heraus, dass es eine neue Brücke gibt, die unsere Fahrt verkürzt.

Am Straumen angekommen fährt der Bus einmal über die Brücke und wieder zurück. Gewöhnlich laufen wir über diese Brücke und können dabei das Verhalten des Stromes genau beobachten. Der Bus dagegen hält auf dem großen Parkplatz, von dem aus wir 20 Minuten Zeit haben, um an den Strom zu gehen. Das einzige Highlight für mich: Ich bekomme endlich die Eiderenten vor das Objektiv, die auf der Insel Runde immer vor uns geflüchtet sind.

Die Tunnelbauer waren ebenso fleißig

Auch die Rückfahrt verkürzte sich, da es mittlerweile einen Tunnel gibt, den wir benutzen können. Insgesamt für mich ein eher enttäuschender Ausflug und ich entscheide mich, unseren Gästen das bezahlte Geld dafür komplett zu erstatten.

Ach ja, das Wetter …

Das Wetter ist mittlerweile wieder schön geworden, so dass uns eine wunderschöne Fahrt über den Vestfjord beschert wurde. In Svolvær bummelten wir ein wenig durch den Ort. Für mehr reichte die Zeit nicht, da die Liegezeit der MS Finnmarken nur 40 Minuten betrug und der Kapitän die Verspätung aufholen wollte. Das war aber nicht so schlimm, denn die Gäste warteten gespannt auf den Höhepunkt des Tages – den Trollfjord!

Trommelwirbel, Trommelwirbel, Trommelwirbel …

Die Einfahrt ist immer wieder etwas besonderes. Ich war zwar schon häufiger hier, aber ich mag es die Gesichter der Menschen an Bord zu beobachten, die dieses Erlebnis das Erste mal haben. Da sieht man die Vielfalt der positiven Gefühle. Überrascht, teils ehrfürchtig, oder einfach nur die volle Freude – das ist schon eine tolle Sache.

Es ist kurz nach Mitternacht, als wir den Fjord verlassen und es wird Zeit, die Koje aufzusuchen…

Harstad und Tromsø

In geselliger und sehr lustiger Runde sitzen wir am 16.05.2014 zusammen. Ich frage scherzhaft, was ich denn zum gestrigen Tag nun schreiben soll. Es fliegen kure Sätze hin und her und ich schreibe das hier einfach mal auf:

“Außer Spesen nix gewesen” (Das Gegenteil war der Fall)

“Als ich die Krokusse sah, brach der Reiseleiter die Tour ab” (Kommentar zum noch völlig verwaisten botanischen Garten in Tromsø, wo noch nicht eine Pflanze zu sehen gewesen ist)

“Ich benutze die Seilbahn schon seit 120 Jahren und sie ist nur selten abgestürzt” – Kommentar des Reiseleiters zur recht alten Fjellheisen – Bahn.

So geht es den ganzen Abend weiter und schwubs – schon ist es wieder 23:30 Uhr.

Aufgrund des sehr langen Abends mit Trollfjord und Raftsund, erlaubte ich mir einmal auszuschlafen. Der Halt in Finnsnes barg eine Überraschung für die Gäste der MS Finnmarken. Kinder und Erzieherinnen der “Berglia Barnehage” gaben ein Stelldichein direkt vor dem Schiff und sangen den Reisenden mehrere Lieder vor. Zum Schluss auch noch ein Lied, das zum mitmachen einlud. Der Stadtspaziergang fiel entsprechend kurz aus, aber das hat jeder gerne in Kauf genommen. Außerdem gab es frühzeitig das Mittagsbuffet und die Vielfalt an Speisen musste ja auch gewürdigt werden.

Die Landschaft wurde immer weißer und der Vergleich mit einer Winterreise wurde immer realistischer. Die Schneegrenze lag bei nur noch 200 Meter in Tromsø und nahm im Verlauf des abends weiter ab. Die Landschaft war wunderschön. In Tromsø angekommen wartete unser Bus bereits auf uns und wir fuhren direkt auf das Festland zum Fjellheisen, einer Seilbahn auf den ca. 600 Meter hohen Aussichtsberg “Storsteinen” (großer Stein). Oben angekommen war tiefer Winter und es dauerte nicht lange, bis die ersten Schneebälle flogen. Waghalsige Manöver auf und im rund 2 Meter tiefen Schnee führten zu interessanten Verrenkungen und lustigen Bildern.

Ich versuche in den Berichten Worte der Superlative zu vermeiden, ist in Anbetracht der Natur und Gegebenheiten vor Ort aber ein sinnloses Unterfangen. Die Aussicht von oben war einfach grandios.

Anschließend besichtigten wir die Eismeerkathedrale von Tromsø, die mittlerweile einen Innen- und Außenanstrich bekommen hat. Die Baugerüste sind wieder weg. Außer uns war Niemand zu Gast und wir konnten das Ganze auf uns wirken lassen.

Gewöhnlich ist bei den Mai-Reisen ja alles schon schön grün und so wollte ich zumindest den Versuch wagen, einen Blick auf den botanischen Garten bei der Universitätsklinik zu werfen. Okay, das war nix. Alles noch braun oder leicht schneebedeckt, also weiter in die Stadt. Hier war dann ein Bummel angesagt und individuelles Shopping. Bis zur Abfahrt war noch reichlich Zeit. Ein Gast benötigte noch Zigarren und bat mich um Unterstützung bei der Beschaffung. Zigarren? Okay, den Wunsch hatte ich noch nicht, aber bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben. Der Zufall hatte die Finger mit im Spiel. Über einem Narwesen Geschäft hing ein sehr altes Schild, welches auf Tabakspezialisierung hinwies. Das Schild war aber deutlich älter als der Kiosk, aber fragen kostet ja nix. Mit Erfolg! Die Kioskbesitzerin erwies sich als Expertin mit einer großen Auswahl an Zigarren. 10 Stück für 50 Euro waren für norwegische Verhältnisse gradezu ein Schnäppchen.

Mit einer Kundin bummelte ich anschließend durch die Fußgängerzone und lud zu einer Tasse Kaffee ein. Man konnte dort gut draußen sitzen, und das Straßenleben beobachten. Während wir dem Kaffee und sonstigem Laster (Zigarette) frönten, kam ein rund 40-jähriger Mann aus dem Cafe heraus um ebenfalls zu rauchen und sprach uns auf norwegisch auf das Wetter an. Ich antwortete ihm und er erkundigte sich darauf hin, ob wir Dänen wären. Nein, Deutsche sind wir, erwiderte ich und daraufhin sprach einer deutsch mit uns. Geboren sei er in Ostdeutschland mit deutscher Mutter und norwegischem Vater, im Alter von 3 Jahren aber nach Norwegen gezogen worden. Es war ein nettes und interessantes Gespräch, auch wenn der Mann scheinbar in einer Nebenrealität zu leben scheint. Aber egal – es bereicherte die Erfahrungen ungemein.

Zum Abendessen waren wir wieder an Bord und nun begann unsere Reise in den hohen und kargen Norden Norwegens, der darüber hinaus für diese Jahreszeit ungewöhnlich schneereich ist. Der Sonnenuntergang gegen 23:30 Uhr war eine wahre Pracht, der Sonnenaufgang eine Stunde später derart schön, dass das unmöglich auf ein Foto zu bringen war. Was für eine Reise!

Das Nordkap

Ein Langschläfer beim Brunch

Glücklicherweise hat niemand aus der Gruppe mein Angebot angenommen: Wollte jemand schon ganz früh an Land oder sehr spät, so hätte ich ihn/sie auf Wunsch begleitet. Dieses „Risiko“ bestand insbesondere bei Hammerfest, Ankunft 05:15 Uhr.

So war es mir eine Freude auszuschlafen und bei gutem Wetter die verschneite Landschaft zu genießen. Das Frühstück ging nahtlos ins Mittagessen über, da die Ankunft in Honningsvåg bereits gegen 12:30 Uhr erfolgte.

Viele Köche … werden vom Wetter entschädigt

Dank eigenem Maxitaxi waren wir die ersten Gäste oben am Kap. Während der ca. 40-minütigen Fahrt berichtete uns der Busfahrer, dass hier gestern noch aufgrund der Schneehöhe im Konvoi gefahren werden musste. Vorne weg der Schneepflug. Die Fahrt gestaltete sich kurzweilig. Es wurde erfolgreich Ausschau nach Rentieren gehalten und ich „würzte“ die Fahrt mit Erzählungen über Land und Leute. Eine schöne Tour. Das Wetter war mittlerweile in den Status grandios vorgerückt.

Den Globus am Nordkap hatten wir einen Moment für uns allein, dann zerstreute sich die Gruppe und ein jeder entdeckte die Nordkaphalle für sich.

Letztes Wort!

In Båtsfjord trafen wir auf die MS Nordkapp und es erfolgte der übliche Gruss der Schiffe – je 3 mal ertönte das Nebelhorn. Scheinbar wollte der Kapitän der Nordkapp das letzte Wort haben und schob noch ein freches, kurzes Hupen hinterher. Das geht ja gar nicht, dachte sich der Mann auf unserer Brücke und antwortete prompt!

Die See war etwas bewegter als sonst, aber so richtig von Seegang will hier niemand sprechen. Für morgen versuche ich einen Termin im Krankenhaus in Kirkenes zu bekommen, denn einer der Gäste hat starke Schmerzen am Fuss. Ausgerechnet am Nationalfeiertag der zudem auch noch ein Samstag ist. Das kann ja heiter werden…

Nationalfeiertag in Kirkenes

Während die MS Finnmarken unermüdlich eine Seemeile nach der anderen fährt, zieht die felsige Landschaft langsam an uns vorbei. Der Wecker klingelt früh, denn die Ankunft in Kirkenes ist bereits um 9:00 Uhr und ich muss noch mal mit dem Krankenhaus telefonieren.

Der Festumzug beginnt um 10:00 Uhr, also ist für die anderen Gäste ein individueller Aufenthalt angesagt.

Nach Ankunft fahre ich mit dem Gast ins nur 400 Meter entfernte Krankenhaus und kann Entwarnung geben. Nach sehr kurzer Wartezeit nimmt uns ein junger Mann in Empfang, der locker gekleidet und mit Butterbrot auf seinem Schreibtisch sich als Arzt herausstellt. Unterm Strich ist es zwar schmerzhaft für den Patienten, aber es heilt bald.

Zurück am Schiff angekommen begegnet mir eine nicht unbekannte Situation – meine Umhängetasche ist nicht mehr da! Ausnamsweise hatte ich diesmal mein Portemonnaie drin, selbstverständlich mit allen wichtigen Sachen. Wenn ich was falsch mache, dann aber bitte richtig!

In Norwegen gestaltet sich alles irgendwie unkompliziert und ruhig. Es gab eine ins Leere führende Suche und auf Verdacht (oder aus Verzweiflung) fuhr ich nochmal ins Krankenhaus. Ei gucke mal, die Tasche stand noch immer neben dem Schreibtisch des Arztes. Ich kann mich ja irren, aber ich meine, sie grinste etwas frech?

Okay, jetzt kenn ich alle vier Taxen in Kirkenes und nun kamen die anderen Gäste auch wieder an Bord. Der Umzug war sehr sehr klein, aber farbenfroh. „Oben drauf“ gab es zwei Stunden nach Abfahrt noch einen Festumzug draussen auf Deck 5. Es wurde die Nationalhymne gespielt und zum Text „vi elskar dette landet“ gab es das eine oder andere „hip hip horay“.

Das Wetter wurde schlechter und eine steife Brise zog auf. In Vardø nimmt man nun bereits am Eingang zum Grundstück die 30 Kronen Eintrittsgeld, was ich nicht gut finde. Man könnte umsonst rein, wenn man das Gelände noch ein Stück umrundet. Wir entschieden uns dazu, durch den Ort zu spazieren und das war auch interessant. Vardø macht einen armen Eindruck. An den Häusern blättert die Farbe (mindestens), dafür gibt es ein nagelneues Mehrzweck-Zentrum mit Hallenbad, das direkt an das vergammelt wirkende Rathaus grenzt. Die Widersprüche setzen sich fort mit dem (geschlossenen) Pomormuseum (für mich hübsch, aber nicht interessant und völlig überteuert), den Kunstwerken im Hafen (sieht man, wenn man den Müll beiseite schiebt) und der modernen Information, die keiner braucht und die ebenfalls geschlossen ist.

Zum heutigen Tag ist Vardø kein längeres Verweilen wert, aber die Bewegung tat gut. Auch die Kirche, mit Bankheizung ist ganz nett.

Unser Kapitän fuhr zum Abendessen die Stabilisatoren aus. Nette Gespräche lassen den Abend gemütlich ausklingen…

Frühstück am Nordkap und Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale

Dann fangen wir den Tag ganz langsam an …

Die Aussicht am Morgen ist eher etwas düster. Der Himmel ist wolkenverhangen und es regnet leicht. Das macht aber rein gar nix, denn heute ist ohnehin ein Tag zum Entspannen und ich habe das Gefühl, dass viele Gäste genau das machen.

Zwei Punkte stehen heute auf dem Programm: Hammerfest und Mitternachtskonzert in Tromsø.

Unser hammerfester Fahrplan ist zu eng

Die MS Finnmarken läuft Hammerfest verspätet an und das gefällt mir gar nicht. Ursprünglich wollte ich mit den Gästen sowohl in die kleine Kirche, als auch in das Museum für Wiederaufbau, welches wirklich sehenswert ist. Hier wird die Geschichte des 2. Weltkrieges, bezogen auf die Region Nordland aufgearbeitet und sehr sachlich dargestellt. Die Zeit ist aber zu kurz für beides und so entschließe ich, die Kirche zu besuchen, da es auch dem Wunsch aller entspricht.

In der kleinen evangelischen Kirche ist gerade ein Gottesdienst. Diesen möchten wir natürlich nicht stören und so bleibt nur ein kurzer Blick ins Innere des Gotteshauses, gefolgt von einem Spaziergang in die Stadt zurück, am Festplatz vorbei, zurück zum Schiff.

Nach Herzenslust trübseliges Wetter genießen

Das Wetter bleibt den ganzen Tag bedeckt mit leichtem Nieselregen, aber die verschiedenen Landanläufe sind ohnehin nur kurz. Ich entschließe mich „reinen Tisch“ zu machen und einen Waschtag einzulegen. Der Waschraum ist überraschend groß und die Geräte sind kostenfrei zu nutzen. Was für eine positive Überraschung. Es gibt 5 Maschinen und Trockner, zwei Bügelbretter, so dass ich mich dort nach Herzenslust austoben konnte. Okay, ich streiche den Begriff „Herzenslust“, denn so viel Spaß macht es dann auch wieder nicht.

Eine Stille voller Joiks

Für den Abend hatten vier Gäste und ich den Ausflug zum Mitternachtskonzert gebucht. Es folgte bei Ankunft um 23:45 Uhr ein kurzer Transfer zur Eismeerkathedrale. Nachdem alle ihren Platz eingenommen hatten, wurde es richtig still in der Kirche und aus dem Hintergrund erklang eine Querflötenmusik, begleitet von der Kirchenorgel. Zwischendurch waren Gesangspassagen ohne konkreten Text zu hören, es war eher eine Melodie. Im nordischen hat dieser Liedstil einen eigenen Namen: Samischer Joik – wunderbar. Während des dritten Liedes kam die Sopranistin Berit Norbakken Solset von hinten durch den Mittelgang nach vorne zum Altar und rgendwie bekam man das Gefühl, als wanderte man durch einen Traum. Geklatscht wurde nicht ein einziges mal, als ob das Publikum Angst hätte, die Stille zu zerstören. Insgesamt wurden 13 Lieder gesungen / gespielt und ich persönlich fand das Ganze ein sehr gelungenes Konzert. Der Applaus am Ende war anhaltend und lang.

Ach ja, der Nachnmittag mit dem Gladiatorenkampf:
„Nils und die Kakerlaken“…

Heute Nachmittag hatte ich mich auf die Kabine zurückgezogen. Wieder „aufgetaucht“ traf ich die fast vollständige Gruppe – wie mittlerweile üblich – in der Cafeteria und entschuldigte meine Abwesenheit aufgrund von Kakerlaken …

Die entsetzten Gesichter hätten Sie sehen müssen, es war mir ein echtes Vergnügen. Okay, ich gebe zu, dass ich nach dem Wort „Kakerlaken“ eine kurze Atempause gemacht hatte. Zur Beruhigung vervollständigte ich den Satz noch mit: … dem echt spannendem Krimi von Jo Nesbø.

Wir haben innerhalb der Gruppe wirklich viel Spaß und ich kann mir vorstellen, dass die ein oder andere Bekanntschaft diese Reise überdauern wird.

Mit den Kakerlaken schlug ich mir die halbe Nacht um die Ohren, weil der Roman einfach zu spannend ist. Falls jemand von Ihnen sich für Krimis interessiert, dem sei empfohlen, die Bände in Reihenfolge der Erscheinung zu lesen.

Hoffen wir morgen auf gutes Wetter, denn dann stehen die Vesterålen, der Raftsund mit Trollfjord und unser Lofotenausflug auf dem Programm.

Der Tag der Ausflüge

Verschlafenes Harstad

Also mal ganz ehrlich: Den Halt in Harstad habe ich verschlafen. Das ist aber auch nicht tragisch, denn wichtig für HURTIGRUTEN-Gäste ist der Hafen lediglich als Ausgangspunkt für die Vesterålen Überquerung.

Wir bevorzugten die Reise mit und auf unserem Schiff um die Vesterålen herum, durch die schmale Risøyrinne nach Risøyhamn und weiter nach Sortland. Wie üblich wird in Risøyhamn wieder viel mehr Ware angeliefert als angemeldet ist, was zu einer kleinen Verzögerung im Fahrplan führt. Die Zeit wird uns aber durch eine Gruppe von Schülern verkürzt, die extra zum Hafen gekommen sind, um uns einige Lieder vorzusingen. Das Wetter ist super und vor allem wird es langsam wärmer. Der Schnee im Gebirge hat sich im Laufe der letzten beiden Tage deutlich reduziert und wir freuen uns auf den Raftsund.

Die alte und die junge Lady Finnmarken

Zuerst müssen wir aber noch der alten MS Finnmarken einen Besuch abstatten, die in Stokmarknes auf uns wartet. Wir nehmen das alte, aufgeslippte Schiff im Sturm, denn auch hier ist die Zeit zum Besuch begrenzt und wir wollen ja schließlich viel sehen!

Die Entscheidung fällt einstimmig aus: Wir bleiben bei unserer MS Finnmarken und genießen den Komfort. Außerdem wäre es mühselig, die Koffer wieder zu packen, umzuziehen und das alte Schiff wieder flott zu machen.

Austendern zur Adlersafari

Es flogt die Einfahrt in den Raftsund. Alle Mann (und Frauen) an Deck – es gibt was zu gucken! Die Landschaft sucht einfach ihresgleichen. Ich habe eine Boje fotografiert, an der man sehr gut erkennen kann, wie groß die Strömung im Raftsund ist. Die Boje wird von der Fließgeschwindigkeit fast unter Wasser gezogen. Zwei unserer Gäste haben die Adlersafari gebucht. Zum Glück im voraus, denn der Ausflug stand aufgrund der hohen Vorausbuchungen nicht mehr zur Verfügung.

Das Safari-Schiff kommt längsseits der MS Finnmarken und die Ausflügler werden bei laufender (langsamer) Fahrt ausgebootet. Beide Gäste kommen später in Svolvær begeistert zurück. Die MS Finnmarken gleitet majestätisch in den Trollfjord, dreht und nimmt langsam Fahrt auf Richtung Svolvær.

Erste Märchenstunde

Wussten Sie eigentlich, dass der Trollfjord durch eine Troll-Axt entstanden ist? Der Troll Vagakallen fand eines Tages ein schwarzes Schaf in seiner Herde und konnte es dort nicht akzeptieren. Das Schaf war ziemlich bockig und wollte partout die Herde nicht verlassen. So nahm er eine Axt und warf sie nach dem Paarhufer. Er verfehlte das Tier und die Axt donnerte in das Gebirge des Raftsundes und ein tiefer Einschnitt entstand. Heute nennt man ihn Trollfjord.

Zweite Märchenstunde

Ankunft der MS Finnmarken zeitgleich mit den Ausflüglern in Svolvaer. Ülle, unsere Reiseleiterin, wartet schon auf uns und es steht ein großer Bus parat um uns bis nach Stamsund – dem nächsten Haltepunkt der Hurtigruten zu bringen. Die Tour führte in den kleinen Künstlerort Henningsvær. Durch das ruhige Wasser im Hafen und den Rorbuer-Häusern am Rande ist das ein echtes Postkartenmotiv. Leider verließ uns kurz darauf das Glück mit dem Wetter. Die E10 verläuft teilweise an der Westküste der Lofoten, der wilden Küste. Geplant ist hier ein Stopp an einem schönen Aussichtspunkt. Die Realität sah so aus, dass wir zwischen den Bergen eine hohe Nebelwand durchwallen sahen und genau dort fuhren wir hinein. Ülle versicherte uns glaubwürdig die Sehenswürdigkeiten bei totalem Nebel: „Hier sehen Sie den wunderschönen Küstenverlauf – ein Blick nach oben zeigt Ihnen die imposanten, gezackten Berge – die Kirche auf dem Hügel dort links ist geformt wir eine Sprungschanze….“ Jaja Ülle, wir alle haben Dir geglaubt, gesehen haben wir aber nix.

Ende der Märchenstunden,
zurück zum Schiff,
nur noch handfestes Seemannsgarn

Das Abendessen wurde natürlich wieder in der Skolestua serviert, einem kleinen Restaurant, welches eine ehemalige Ein-Raum-Schule gewesen ist. Zu Essen gab es Wal-Gulasch, Lachsgratin und Torsk-Tunge (Dorschzunge) paniert. Alles wieder sehr sehr lecker.

Die Fahrt ging weiter auf der E10 bei dichtem Nebel. Olav, unser Busfahrer, kennt die Strecke aber im Schlaf und er fährt auch so gemütlich als hätten wir alle Zeit der Welt. Dabei wartet das Schiff nicht auf uns. Er schlägt sogar noch eine „Stadtrundfahrt“ durch den Ort Leknes vor. Ülle fragt ihn leise, ob wir mit der Zeit nicht Schwierigkeiten bekämen, aber er winkt ab. Und siehe da, er hatte recht. Wir passierten den völlig aussagefreien Ort in wenigen Augenblicken und fuhren wieder zur Ostküste der Lofoten hinüber. Kaum waren wir über den Bergkamm, schien die Sonne, als könne Sie kein Wässerchen trüben und zeigte sich uns gegenüber als völlig unschuldig. Wir waren zeitig wieder zurück beim Schiff und nahmen Kurs auf Bodø über den Vestfjord.

Der gemütliche Tag mit Captains Dinner

Wettschlafen mit der Sonne

Der letzte Seereisetag hat heute begonnen. Wir laufen die Häfen Ørnes, Nesna, Sandnessjøen, Brønnøysund und Rørvik an. Ein Blick aus der Kabine bedeutet mir: Nils – leg Dich wieder hin und genieße das warme und bequeme Bett! Es war stark bewölkt und insgesamt sah es danach aus, dass auch die Sonne noch nicht aufgewacht war. Da der erste Gedanke fast immer der Beste ist, drehte ich mich um und verschlief den kleinen Ort Ørnes. Egal, denn eine Viertelstunde Aufenthalt reicht nicht für einen Landgang.

Viertelstunde für Viertelstunde

Wie gewöhnlich war das Frühstück ausgesprochen lecker. Es stellte sich bis zum Abend heraus, dass die Sonne den ganzen Tag verschlafen hatte und sich erst zaghaft gegen 22:00 Uhr meldete. Ich vermute, Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Und das zu Recht.

Da auch Nesna nur eine Viertelstunde Aufenthalt hatte, schipperten wir ohne Ausstieg einfach weiter Richtung Sandnessjøen. Fahrplangemäß waren wir hier 30 Minuten und ich nutzte die Gelegenheit, mir in der kleinen aber netten Fußgängerzone die Beine zu vertreten. Bei dieser Kurztour begleitete mich at hoc einer meiner Gäste.

Mit sanfter Zunge über böse Zungen

Warum Hurtigruten in Sandnessjøen nur 30 Minuten, in Brønnøysund aber 1¼ Stunden Aufenthalt hat, bleibt mir unklar. Böse Zungen könnten behaupten, man macht das nur, damit der Ausflug Atlantikveien angeboten werden kann. Der Ort bietet als Attraktion ein mittelgroßes Shoppingcenter und sonst eigentlich nix besonderes. Immerhin für uns die Möglichkeit, einen Supermarkt zu besuchen und Souvenirs einzukaufen (z.B. Lachs). Hier konnte ich mit den Gästen entlang der Regale stöbern. Es wurden Querverweise zu den deutschen Lebensmittelläden gezogen und der Unterschied zwischen Ørret (Forelle) und Lachs, sowohl am Stück als auch in Scheiben erklärt.

Einer der vielen kleinen Unterschiede zu einer Individual- und einer begleiteten Gruppenreise!

Nebel auf Aktivurlaub:
Engagiert bis in den letzten Tropfen

Nachmittags zog ein engagierter Nebel auf. Er war so tüchtig, das er uns komplett die Sicht auf den Torghattan versperrte. Anstatt das große Loch zu sehen, gucken wir stattdessen in eine trübe Suppe. So richtig gestört hat das keinen, denn jeder hat für sich auf seine Art den Tag genossen.

In Rørvik lag die MS Lofoten mit uns am Kai und bis heute hatte ich es noch nicht erlebt, dass der Andrag beim Schiffsbesuch so groß war. Rund 100 Gäste der MS Finnmarken stürzten sich regelrecht auf das Schiff, um die alte Dame zu erkunden. Wir warteten eine Weile ab bis sich die Zahl der Besucher reduzierte und gingen dann auch auf Stippvisite. Nach wie vor ist es ein sehr schönes Schiff für Nostalgiebegeisterte.

Dovrebahn und Heimflug

Und irgendwann endet jede Reise – und damit auch dieses Reisetagebuch.

Früh am Morgen werden unsere Reiseteilnehmer heute ihre Kabinen auf der MS Finnmarken räumen, vielleicht nochmal einen letzten Blick auf das Schiff werfen, das für 11 Tage ihr Zuhause war, um zum Abschluss der Reise die Fahrt mit der Dovrebahn durch das längste Tal Norwegens und vorbei am größten See Norwegens zu genießen. In Gardermoen werden sie den Flieger besteigen und “wie im Fluge” nochmals die letzten gemeinsamen Erfahrungen austauschen, bevor wieder jeder seine eigenen Wege gehen wird. Aber keine Sorge: Alle haben sich infiziert. Sie tragen jetzt den Norwegen-Virus in sich und bei vielen wird er im Laufe der Zeit “Behandlung” erfordern: Sie werden Norwegen und die HURTIGRUTEN erneut besuchen.

Ob der Wecker noch den Heimweg schafft?

Der Wecker reißt mich aus meinem Schönheitsschlaf. Ich guck ihn an und er teilt mir mit, dass es bereits 06:00 Uhr ist. Sechs Uhr denk ich – ja spinnt der denn komplett? Ich wollte mich schon wieder umdrehen, als es mir so langsam dämmerte. Heute ist der Tag der Abreise!

Also gut – raus aus den Federn, ab ins Bad. Zum Glück war der Koffer weitestgehend schon gepackt, so dass einem frühen Frühstck nichts mehr im Wege stand.

Wie bitte geht´s zum Bahnhof?

Für 60 NOK p.P. kann man bei HURTIGRUTEN einen Transfer zum Bahnhof kaufen. In Anbetracht der kurzen Distanz ein stolzer Betrag. Bei zwei Gästen sollte man sich ein Taxi kommen lassen, denn das ist auch nicht teurer.

Der Zug kam pünktlich nach norwegischen Verhältnissen: 8 Minuten vorher. So blieb uns ausreichend Zeit, gemütlich das Gepäck zu verladen. Bei bestem Wetter ging es auf die knapp 7-stündige Fahrt nach Oslo Flughafen, für einige Gäste dann weiter nach Oslo Hauptbahnhof.

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr?

Die Fahrt ist immer wieder ein Erlebnis, da die Landschaft im Landesinneren von der Küste deutlich abweicht, wie Sie bald an den Fotos sehen können. Die Sitze sind bequem, es gibt ein kleines Restaurant an Bord. Wir hatten das seltene Glück, Moschusochsen zu sehen. Ein Elch stand im Wald und Rentiere gab es auch.

Mehr kann ich den Gästen wirklich nicht bieten. Wie sieht es denn nun mit Ihnen aus, geehrte Leserin, geehrter Leser? Darf ich Sie beim nächsten mal begleiten?

Herzliche Grüße Ihr

Nils Rautenberg